Gold vs Krypto — Welche Krisenwährung das Depot besser schützt — Gastbeitrag von Thomas Straub
Ein Gastbeitrag von Thomas Straub
Wir leben in unruhigen Zeiten: Die Folgen des Ukraine-Kriegs und Corona haben die Börsen auf Talfahrt geschickt. Gleichzeitig steigt die globale Inflation jeden Tag weiter an. Viele Anleger fürchten um ihr Geld und fragen sich, wie sie eigene Depots stabilisieren können. Populär sind dabei vor allem Anlagen in Immobilien, Rohstoffen oder Kryptowährungen. Goldinvestments lassen sich recht gut mit solchen digitalen Währungen vergleichen, die nicht zufällig als digitales Gold bezeichnet werden. Es gibt allerdings auch deutliche Unterschiede.
Sowohl Edelmetalle wie Gold, als auch Digitalwährungen wie Bitcoin gelten relativ unabhängig von staatlicher Kontrolle. Seltenheitswert haben beide Währungen: Bei Gold handelt es sich um eine endliche Ressource, die Gesamtsumme an Bitcoin dagegen wurde auf 21 Millionen insgesamt beschränkt.
Gold und Krypto — Das ist die Lage, das sind die Aussichten
Digitale Währungen haben in der augenblicklichen Lage allerdings das Nachsehen: Im Juni 2022 wurde der Kryptomarkt von heftigem Preisverfall gebeutelt: Die populärste Währung Bitcoin brach zweistellig ein, und auch andere Digitalwährungen wie Ether verloren massiv an Marktvolumen. Zwar hat sich die Lage inzwischen wieder stabilisiert, aber die Krise hat Anlegern die Risiken deutlich vor Augen geführt. Das hohe Verlustrisiko hat den digitalen Währungen zuletzt keine gute Presse beschert.
Etwas anders sieht es bei Gold aus: Das Edelmetall ist nach wie vor neben Immobilien die beliebteste Krisenanlage. Zwar ist auch der Goldkurs wechselhaft, allerdings nicht auf demselben Niveau wie bei den digitalen Währungen. Das Interesse am Edelmetall ist zuletzt jedenfalls insbesondere in Europa erneut stark gewachsen: Insgesamt 30 Prozent mehr Nachfrage im ersten Quartal dieses Jahres zeigt, dass Anleger in der Krise verstärkt auf die klassische Währung zurückgreifen. Das deutlich angewachsene Interesse am physischen Edelmetall wird häufig mit dem Misstrauen der Anleger gegenüber der Zinspolitik der EZB erklärt. Hinzu kommt noch eine etwas symbolische Bedeutung: Gold besitzt seit Jahrhunderten einen guten Ruf, während Kryptowährungen dafür gar nicht lange genug existieren.
Völlige Krisensicherheit gibt es nicht
Aber auch eine Anlage in Gold ist nicht zwangsweise völlig krisensicher. In den vergangenen Dekaden schwankte der Goldkurs mehr als die Aktienkurse. Gerade in diesen unruhigen Zeiten prognostizieren Experten eine Verdoppelung des Preises. Aber ob und wann diese eintritt, lässt sich nicht sicher bestimmen.
Ob sich Anleger für Digitalwährungen oder Edelmetalle entscheiden, ist letzten Endes auch eine Glaubensfrage: Allein die Tatsache, dass Kryptowährungen keine physische Form haben und nur im Netz existieren, dürfte manchem Anleger negativ aufstoßen. Auch die Tatsache, dass sie von einem funktionierenden Netz abhängig sind, dürfte manchem Investor Magenschmerzen bereiten. Denn mit einem großen Stromausfall würden schlagartig auch alle Transaktionen im Netz unmöglich werden. Während Gold seit hunderten von Jahren als Währung existiert, stecken Kryptowährungen wie etwa der seit 2009 existierende Bitcoin noch in den Kinderschuhen. Entsprechend werten viele Anlageexperten digitale Währungen immer noch als Experiment. Andererseits sind Kryptowährungen leichter übertragbar und können im Gegensatz zu Gold auch problemlos aufgeteilt werden.
Fest steht, wer nicht alles auf eine Karte setzt, sondern das eigene Portfolio mit alternativen Anlagen diversifiziert, macht es krisensicherer. Dabei dürfte sich Gold insgesamt deutlich beständiger verhalten als Crypto, auch wenn beide Währungen ihr eigenes Potenzial besitzen.